Samstag, 22. Dezember 2018
Entspannen
Ich laufe einen dunklen Korridor hinunter. Knochige Finger, sie sehen aus wie krallen, bilden die Decke des endlos wirkenden Ganges. Ich laufe, alle paar Minuten begegne ich einem kleinen, matten Licht welches an der Wand hängt. Die Lichter weisen mir den Weg und beteuern mir dass ich in die richtige Richtung gehe. Sicher sein kann ich mir allerdings nicht, denn ich wusste noch nie ob ich diesen Laternen trauen kann. Denn sie werden bedeckt durch dichte Spinnenweben, die nur einen kleinen Schimmer der Glühbirne durchblicken lassen, doch die Spinnen sieht man nie.
Ich laufe und laufe, zu diesem Zeitpunkt muss ich wohl soviel gelaufen sein wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich gehe einen knick des Korridors entlang und laufe von da noch einige Minuten weiter. Als ich mich umdrehe, ich tue dies regelmäßig um mich vor herannahenden Zügen in acht zu nehmen, sieht es aus als wäre ich grade erst losgegangen, da es durch die soeben passierte Kurve aussieht, als läge der Anfang des Korridors genau hinter mir.
Nun fühle ich den Schmerz in meinen Beinen, der vermutlich durch das lange laufen gekommen ist. Außerdem fühle ich ein enormes Gewicht auf meinen Schultern, das Gewicht der Unglücklichkeit. Meine Muskeln fangen schon an vor Erschöpfung zu zittern, doch ich weiß dass ich meine Last noch etwas weiter tragen muss. Die Versuchung nachzugeben hat mittlerweile jedoch ein furchterregendes Ausmaß angenommen. Ich müsste einfach nur die Muskeln entspannen, alle Träume und Hoffnungen in einem Schrank verstauen, und einfach auf der Stelle zusammen brechen. Mein letztes Brot durch die Nase ziehen um noch einmal, bevor ich mich verabschiede, seinen vollen Geschmack auszukosten. Dann wird mich auch niemand bedauern, wenn ich das Ende des Korridors nicht erreiche. Denn der der sein Brot verschwendet, um sich selber zum stehen bleiben zu zwingen, hat niemanden der auf ihn wartet. Zumindest ist es dieser Gedanke, der meine Augen während der Nacht offen hält, denn es scheint keine Zeit für Schlaf übrig zu sein.

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Freitag, 21. Dezember 2018
Die Fragen im Garten
Minuten lang bleiben die Sekunden
Momente verweilen für Stunden
Ich kann das Gewicht der Zeit nicht ertragen
Blasen an meinen Füßen, sie sind geschunden
Aus meinem Garten kriechen die Fragen
Ich schicke sie raus auf meinen verdorrten Rasen
Ich will sie offenbaren, damit jeder sie sehen kann
Aber niemand mag die Antworten erraten
Unter zwang nehme ich die Fragen, von der ergrünten Wiese zurück
Halte alle zusammen, in einem Stück
Bald werden sie wieder entfliehen, denn es mangelt mir an Kraft
Sie brechen aus und entnehmen mir die Last
Ich habe endlich Zeit für meine lang ersehnte Rast
Doch ewig, kann ich nicht verweilen
Sonst wird die Gartentür für immer verschlossen bleiben
Ich muss neue Wege finde, vorbei an den Zeiten
Wenn Fragen es nicht tun, müssen Ideen hinhalten
Momente werden bis oben gefüllt, um auf dem Zeiger zu reiten
Wenn ich es nicht schaffe den Sand im Glas zu verwalten
Dann muss ich verschwinden, zwischen den Zeilen

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Donnerstag, 20. Dezember 2018
Der öffentliche Verkehr
Die Ohren unzähliger Personen verstopft mit Lärm. Ebenso viele Augen, leer, aus dem Fenster oder nach unten, auf die Erweiterung des Geistes, gerichtet. Das ziellose Warten, auf die Ankunft am gewünschten Ort, legt eine Decke über die Gemüter.
Nutzlose Zeit auf der Straße verschwendet, nur um noch mehr Zeit verfließen zu lassen. Nach der Ankunft wartet man dann, ohne etwas Echtes zu tun, bis man sich wieder auf den Heimweg machen kann, um in seinen eigenen vier Wänden eine letzte Mahlzeit zu genießen und das letzte bisschen Zeit in eine Röhre zu füttern, bevor man sich zu Bette legt und eine zweite Decke überzieht. Man muss schließlich Schlafen, um sich Auszuruhen, damit man am nächsten Morgen seinen Blick wieder aus dem Fenster richten kann.

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